Beprobung in den Staatlichen Antikensammlungen

Beprobung in den Staatlichen Antikensammlungen

Am 10. Januar 2017 traf sich das BEFIM-Team in den Räumen der Staatlichen Antikensammlungen München, um attische Keramik aus den Beständen des Museums zu beproben.

Auf Anregung und mit freundlicher Unterstützung des Direktors der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München, Dr. Florian Knauß, und seines Mitarbeiterstabs um Konservator Dr. Jörg Gebauer wählten die ForscherInnnen aus einem bereitgestellten Angebot von Gefäßen sechs für die Untersuchung geeignete Stücke.

Dabei handelte es sich einerseits um gut datierbare sog. „Panathenäische Preisamphoren“, die der Überlieferung nach mit religiös aufgeladenem Olivenöl aus den staatlichen Ölbaumhainen der Athena gefüllt waren und den Siegern der Panathenäischen Wettspiele in Athen als Preis zustanden. Andererseits wurden sog. weißgrundige und schwarzfigurige Lekythen aufgenommen, kleine Toilettegefäße, die als Grabbeigabe beliebt waren. Sie waren ebenfalls für Olivenöl gedacht, evtl. unter Zusatz kostbarer Parfüm- und Kosmetiköle. Alle beteiligten WissenschaftlerInnen sind sehr gespannt, ob diese bekannten Inhaltsstoffe sich bei den Analysen tatsächlich nachweisen lassen und wir das Panathenäische Olivenöl finden!

Nachruf Dr. Daniel Schuhmann

Nachruf Dr. Daniel Schuhmann

Am 4.10.2016 wurde nach langer schwerer Krankheit unser lieber Kollege Dr. Daniel Schuhmann aus Basel mit nur 34 Jahren aus dem Leben und aus unserer Mitte gerissen.

Nach seiner Kindheit und Jugend in Lörrach hatte er Physik sowie Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie in Basel studiert und Abschlussarbeiten über die paläolithische Fundstelle Hummal, Syrien, und über ein neues System zur Dokumentation archäologischer Fundstellen geschrieben.

Nach Tätigkeiten als Feldarchäologe, EDV-Administrator und Koordinator eines Digitalisierungsprojektes war er zuletzt im Projekt “Mediterraner Import und seine Rezeption nördlich von Etrurien” am Seminar für Klassische Archäologie in Basel mit dem Aufbau einer für die Wissenschaft höchst nützlichen Funddatenbank sowie parallel als Archivar in der Römerstadt Augusta Raurica beschäftigt.

Als Koordinator dieser für BEFIM zentralen Datenbank war er von Beginn an dem Projekt eng verbunden. Seine Datenbank mit der von BEFIM zu verbinden war unser aller Ziel, das nun leider nicht mehr verwirklicht werden kann.

Wir vermissen ihn schmerzlich und trauern mit seinen Angehörigen.

BEFIM-Treffen im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart

BEFIM-Treffen im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart

Am 11. Oktober 2016 traf sich das BEFIM-Team in den Räumen des Landesmuseums Württemberg.

Zu Anfang wurde des kürzlich jung verstorbenen BEFIM-Kollaborationspartners Daniel Schuhmann aus Basel gedacht, der durch seine verdienstvolle Arbeit an der Baseler Datenbank zu mediterraner Importkeramik dem Projekt immer eng verbunden bleiben wird.

Danach berichtete Angela Mötsch über die Reise nach Châtillon-sur-Seine (Fürstensitz Mont Lassois) und Bourges (Fürstensitz und Handwerkerviertel). Dort wurden mithilfe französischer Kooperationspartner ausgewählte Keramik und der berühmte Krater von Vix beprobt. Insgesamt konnte das Team 70 Proben gewinnen, darunter 20 Stück von Importen aus Italien und Griechenland. Im Museum in Châtillon findet zudem gerade eine Fotoausstellung statt, in der auch die BEFIM-Forschungen einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden.

           

Birgit Schorer präsentierte den aktuellen Stand der Analysen zur Heuneburg. Neben den Importen sind hier auch die exzeptionellen Fußbodeninventare mit einer Großzahl an Gefäßen von besonderem Interesse für BEFIM. Auf welche Weise wurden die verschiedenen Gefäßformen zusammen genutzt?

Bourges, August 2016

Bourges, August 2016

Am 2. August reisten die ForscherInnen weiter nach Bourges in Zentralfrankreich. Hier erstreckte sich Ende des 6. und im 5. Jh. v. Chr. entlang den Ufern der Flüsse Auron und Yèvre über einen Bereich von wohl mehr als 100 ha eine bedeutende Siedlung. Noch in der zweiten Hälfte des 5. Jh. v. Chr. importierten die Einwohner von Bourges Keramik aus Griechenland und Südfrankreich. Die einheimische Feinkeramik wurde zu dieser Zeit bereits überwiegend unter Zuhilfenahme der Töpferscheibe hergestellt. BEFIM untersucht im Rahmen seiner Nahrungsrückstandsanalysen beide Warenarten.

Zweite Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

Zweite Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

Zwischen dem 26. Juli und dem 1. August reisten BEFIM-Mitglieder erneut nach Châtillon-sur-Seine in Ostfrankreich, um Keramik vom frühkeltischen „Fürstensitz“ auf dem Mont Lassois zu beproben.

Mit ebenso freundlicher wie professioneller Unterstützung der französischen KollegInnen Dr. Félicie Fougère, Dr. Bruno Chaume und Dr. Federica Sacchetti wählen die WissenschaftlerInnen Funde aus den Ausgrabungen der vergangenen Jahre am Mont Lassois aus: Dünnwandige Trinkgefäße wie Becher oder Flaschen aus Keramik, aber auch der berühmte bronzene Krater aus dem Grab der „Dame von Vix“ – bisher das größte erhaltene antike Metallgefäß! – werden in diesem Jahr untersucht.

Mit größter Vorsicht heben die WissenschaftlerInnen den Siebdeckel von dem 1,64 m hohen bronzenen Mischgefäß, um einen Blick in sein Inneres werfen zu können. Die Proben werden allerdings nicht aus dem Inneren des Kraters genommen. Seit seiner Entdeckung Anfang der 1950er Jahre wurde das Gefäß mehrfach restauriert, wodurch seine Innen- wie auch seine Außenseite vielfach mit modernen Substanzen in Kontakt gekommen sind, die die Analyseergebnisse verfälschen würden. Für die Beprobung werden daher einzelne Bronzefragmente ausgewählt, die bei der Zusammensetzung des Gefäßes im Zuge der Restaurierung nicht berücksichtigt wurden.

Zu Gast beim wissenschaftlichen Kolloquium zur Heuneburg

Zu Gast beim wissenschaftlichen Kolloquium zur Heuneburg

„Aktuelle Ausgrabungen und Forschungen im Umfeld der Heuneburg“ lautete der Titel eines Kolloquiums, bei dem sich vom 30. Juni bis 1. Juli eine Gruppe internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Kloster Heiligkreuztal nahe der Heuneburg trafen. Gastgeber der Veranstaltung war das Forschungsprojekt „Besiedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung im Umfeld der Heuneburg während der Hallstatt- und Frühlatènezeit“, ein sogenanntes Langfristvorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts werden seit 2014 archäologische Untersuchungen im Umfeld der Heuneburg vorgenommen.

Im Rahmen eines spannenden Vortragsprogramms wurden die Ergebnisse der archäologischen und naturwissenschaftlichen Forschungen der vergangenen gut 15 Jahre vorgestellt und diskutiert. Heute wissen wir, dass die Heuneburg in der Zeit zwischen etwa 600 und 450 v. Chr. einer der bedeutendsten Siedlungsplätze nördlich der Alpen gewesen war. Bis 2014 waren es hauptsächlich die frühkeltischen Siedlungsaktivitäten auf dem Plateau der Heuneburg und in ihrem unmittelbaren Umfeld gewesen, die neben den Bestattungsplätzen im Fokus der Forschung gestanden hatten. Das aktuelle DFG-Langfristvorhaben wird sich in den kommenden 10 Jahren mit den Siedlungen im Umland der Heuneburg beschäftigen und dabei auch der Frage nachgehen, in welchem Verhältnis eben jene Siedlungen zur Heuneburg standen.

BEFIM präsentierte im Rahmen des Kolloquiums die aktuellen Resultate der ersten Nahrungsrückstands-Analysen, die auf großes Interesse stießen und für eine angeregte Diskussion im Fachpublikum sorgten. Die Ergebnisse werden in Zukunft ein neues Licht auf die Trink- und Speisegewohnheiten der Heuneburg-Bewohner und auf ihren Umgang mit importierten mediterranen Gefäßen, aber auch Speisen und Getränken aus dem Mittelmeerraum werfen.

Zwei öffentliche Abendvorträge sowie eine Exkursion zu den aktuellen Forschungs-Schwerpunkten des Langfristforschungsprojekts rundeten die Veranstaltung ab.

BEFIM-Workshop im Landgut Castelen in Kaiseraugst

BEFIM-Workshop im Landgut Castelen in Kaiseraugst

Am 6. und 7. Juni trafen sich die Mitglieder von BEFIM mit internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Workshop „New Perspectives on Early Iron Age Pottery“.
Der Workshop fand im wunderbaren Ambiente des historischen Landguts Castelen der Römerstiftung Dr. René Clavel statt. Insgesamt nahmen rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien am Workshop teil, um gemeinsam zu diskutieren, was die sog. „frühen Kelten“ im 7. bis 4. Jh. v. Chr. im südlichen Mitteleuropa getrunken haben und welche Gefäße sie hierfür verwendeten
Grundlegende neue Einblicke in die Thematik ermöglichten jüngst Nahrungsrückstandsanalysen an lokaler früheisenzeitlicher sowie importierter griechischer Keramik aus Fundorten in Ostfrankreich und Süddeutschland, die ein sehr komplexes Bild früheisenzeitlicher Trinkpraktiken aufzeigen. Die lokalen Akteure transformierten das genuin fremde, griechische Weingelage auf ganz kreative Weise und machten es sich so zu eigen.
Nach der Präsentation der gegenwärtigen Forschungsergebnisse von BEFIM durch die Projektmitglieder wurden in weiteren Vorträgen die fantastischen Ergebnisse der aktuellen Feldforschungen auf der Heuneburg und dem Mont Lassois sowie zur Drehscheibenkeramik und den Transportamphoren vorgestellt.
Am nächsten Tag wurde der Blickwinkel erweitert und der Umgang der Menschen mit Keramik in einem weiten Bogen von Westafrika bis an den Zuger See und die Champagne beleuchtet, um auf diese Weise aktuelle, innovative Forschungsansätze gewinnbringend zu diskutieren. Im Anschluss zeigten Vorträge zu experimentellen Studien, Abnutzungsspuren an Keramik sowie neuesten Ansätzen der Nahrungsrückstandsanalysen an Keramik, welch erstaunliches Potential wissenschaftlicher Erkenntnis sich hier in den nächsten Jahren auftun wird.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Vorträge zum erfolgreichen, öffentlichkeitswirksamen Umgang mit den gewonnenen Ergebnissen – sei es in Datenbanken, im musealen Kontext oder im Dokumentarfilm.
Das wunderbare Ambiente von Castelen begeisterte nicht nur die Teilnehmer_innen, sondern bewirkte ein ausgesprochen fruchtbares, anregendes Gesprächsklima und hatte einen ganz wesentlichen Anteil am Gelingen der Veranstaltung.