Zweite Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

Zweite Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

Zwischen dem 26. Juli und dem 1. August reisten BEFIM-Mitglieder erneut nach Châtillon-sur-Seine in Ostfrankreich, um Keramik vom frühkeltischen „Fürstensitz“ auf dem Mont Lassois zu beproben.

Mit ebenso freundlicher wie professioneller Unterstützung der französischen KollegInnen Dr. Félicie Fougère, Dr. Bruno Chaume und Dr. Federica Sacchetti wählen die WissenschaftlerInnen Funde aus den Ausgrabungen der vergangenen Jahre am Mont Lassois aus: Dünnwandige Trinkgefäße wie Becher oder Flaschen aus Keramik, aber auch der berühmte bronzene Krater aus dem Grab der „Dame von Vix“ – bisher das größte erhaltene antike Metallgefäß! – werden in diesem Jahr untersucht.

Mit größter Vorsicht heben die WissenschaftlerInnen den Siebdeckel von dem 1,64 m hohen bronzenen Mischgefäß, um einen Blick in sein Inneres werfen zu können. Die Proben werden allerdings nicht aus dem Inneren des Kraters genommen. Seit seiner Entdeckung Anfang der 1950er Jahre wurde das Gefäß mehrfach restauriert, wodurch seine Innen- wie auch seine Außenseite vielfach mit modernen Substanzen in Kontakt gekommen sind, die die Analyseergebnisse verfälschen würden. Für die Beprobung werden daher einzelne Bronzefragmente ausgewählt, die bei der Zusammensetzung des Gefäßes im Zuge der Restaurierung nicht berücksichtigt wurden.

Fund-Ort des Monats: Der Mont Lassois

Fund-Ort des Monats: Der Mont Lassois

Der Mont Lassois ist beim Dorf Vix im Burgund gelegen und zählt neben der Heuneburg zu den bedeutendsten der frühkeltischen Fürstensitze. Um 500 v. Chr. war der Mont Lassois von massiven Befestigungslinien in Form von Wällen und tiefen Gräben umgeben gewesen. Die Führungsschicht der frühkeltischen Gemeinschaft lebte wahrscheinlich auf dem von einer eindrucksvollen Steinmauer befestigten Gipfelplateau.

ArchäologInnen konnten hier Wege und Einfriedungen, die nach regelmäßigem Muster angelegt worden waren, mehrere aufwändige Großbauten, Speicher und weitere Gebäude nachweisen. Am Fuß des Berges lag ein Heiligtum, in dem zwei für die frühkeltische Welt seltene steinerne Statuen gefunden wurden. In einer Nekropole unweit des Heiligtums wurde mit großem Prunk und kostbaren Beigaben aus dem Mittelmeerraum eine Frau unter einem Grabhügel bestattet, die in der Fachliteratur als „Fürstin von Vix“ bekannt ist und die in der Siedlung vom Mont Lassois sicher eine bedeutende Stellung innehatte.

Der Mont Lassois verdankte seine Bedeutung seiner strategisch günstigen Lage am Oberlauf der Seine unmittelbar an der Stelle, an der sie für die Handelsschifffahrt nutzbar war. Die Seine war damals ein wichtiger Verbindungsweg zum Atlantik, der u.a. für die Einfuhr von Zinn aus Britannien genutzt wurde.
Für das Projekt BEFIM ist die qualitativ hochwertige, vor Ort hergestellte Feinkeramik im Vergleich mit den importierten mediterranen Gefäßen und Transportamphoren für mediterrane Güter wie Öl oder Wein von besonderem Interesse.

Erste Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

Erste Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

In einer sehr arbeitsintensiven Woche vom 21. bis 26. September 2015 haben sich die WissenschaftlerInnen der Keramik vom Mont Lassois gewidmet. Gemeinsam mit Dr. Federica Sacchetti und Dr. David Bardel, beide Spezialisten auf dem Gebiet der importierten und lokalen Keramik des Mont Lassois, konnten die Bestände des Musée du Pays Châtillonnais eingehend begutachtet werden.

Nahezu 150 Gefäße wurden ausgewählt und beprobt. Hierunter sind einige Scherben attisch schwarzfigurig bemalter Gefäße sowie von Transportamphoren aus dem griechischen und etruskischen Raum, die von besonderem Interesse sind. Von nicht minderer Qualität scheinen auch mehrere feine Schalen und Becher, die lokal am Mont Lassois angefertigt wurden. Einige dieser Stücke konnten ebenfalls beprobt werden.

Die WissenschaftlerInnen waren eifrig damit beschäftigt die Funde zu beschreiben und zu messen, Fotos zur Dokumentation aufzunehmen und auch der Fräser stand kaum still. Das entnommene Probenmaterial wurde in kleine Glasbehälter abgefüllt und zur Analyse an die Universität Tübingen überführt. Dort wird die Arbeit in den nächsten Monaten fortgesetzt und es bleibt weiterhin spannend.