BEFIM-Treffen an der Universität Basel

BEFIM-Treffen an der Universität Basel

Am 23. Februar 2016 traf sich das BEFIM-Team in Basel mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz und Frankreich. Das Departement Altertumswissenschaften stellte uns seine hervorragende Infrastruktur zur Verfügung und Brigitte Röder, Professorin für Ur- und Frühgeschichte am Departement und Kollaborationspartnerin von BEFIM, unterstützte und begleitete unser Treffen auf wunderbare Weise.

Maxime Rageot stellte zu Beginn die ersten Ergebnisse unserer umfangreichen Analyseserie an attischer Keramik, mediterranen Transportamphoren und lokaler Feinkeramik vom Mont Lassois vor, einem der wichtigsten frühkeltischen Fundorte überhaupt. Die hervorragende Erhaltung von Nahrungsrückständen ermöglichte uns außerordentliche Einblicke in keltische Trinksitten. ​

Im Anschluss diskutierten wir unsere bisherige Beprobungsstrategie und lernten dank der anwesenden Kollegen aus der Schweiz und Frankreich den neuesten Stand der Forschungen zu wichtigen frühkeltischen Fundorten in der Westschweiz und Burgund kennen, die für unser Projekt in Zukunft von besonderem Interesse sein werden. Am Abend schloss sich der gemeinsame Besuch des Vortrags von Dominique Garcia zum neu entdeckten Prunkgrab von Lavau an.

Arbeiten im Zentralen Fundarchiv in Rastatt

Eine Woche intensiver Arbeit liegt hinter den MitarbeiterInnen des Projekts. Ende Januar 2016 ging es in das Zentrale Fundarchiv in Rastatt, wo die größte Zahl an archäologischen Funden des Landes Baden-Württemberg eingelagert ist. In einer ersten Arbeitswoche wurden hier vor allem Gefäße und Gefäßfragmente von einem weiteren früheisenzeitlichen Zentralort, dem am Rhein liegenden Breisacher Münsterberg ausgewählt, beschrieben, fotografisch dokumentiert und anschließend für die naturwissenschaftlichen Analysen beprobt.

Zusätzlich wurde das Team durch Dr. Federica Sacchetti von der Universität Aix-en-Provence unterstützt, die sich eingehend mit den importierten Transportamphoren von der Heuneburg beschäftigte. Ein ganz besonderes Ergebnis war hierbei die Erkenntnis, dass die Amphoren nicht, wie bisher angenommen, aus dem südfranzösischen Massalia, sondern aus dem süditalischen Raum stammen.

Zusammen mit den Kollegen Dr. Loup Bernard und Steeve Gentner von der Universität Strasbourg wurden die Amphorenfragmente eingehend begutachtet und die Erkenntnisse angeregt diskutiert.

Fund-Ort des Monats: Der Mont Lassois

Fund-Ort des Monats: Der Mont Lassois

Der Mont Lassois ist beim Dorf Vix im Burgund gelegen und zählt neben der Heuneburg zu den bedeutendsten der frühkeltischen Fürstensitze. Um 500 v. Chr. war der Mont Lassois von massiven Befestigungslinien in Form von Wällen und tiefen Gräben umgeben gewesen. Die Führungsschicht der frühkeltischen Gemeinschaft lebte wahrscheinlich auf dem von einer eindrucksvollen Steinmauer befestigten Gipfelplateau.

ArchäologInnen konnten hier Wege und Einfriedungen, die nach regelmäßigem Muster angelegt worden waren, mehrere aufwändige Großbauten, Speicher und weitere Gebäude nachweisen. Am Fuß des Berges lag ein Heiligtum, in dem zwei für die frühkeltische Welt seltene steinerne Statuen gefunden wurden. In einer Nekropole unweit des Heiligtums wurde mit großem Prunk und kostbaren Beigaben aus dem Mittelmeerraum eine Frau unter einem Grabhügel bestattet, die in der Fachliteratur als „Fürstin von Vix“ bekannt ist und die in der Siedlung vom Mont Lassois sicher eine bedeutende Stellung innehatte.

Der Mont Lassois verdankte seine Bedeutung seiner strategisch günstigen Lage am Oberlauf der Seine unmittelbar an der Stelle, an der sie für die Handelsschifffahrt nutzbar war. Die Seine war damals ein wichtiger Verbindungsweg zum Atlantik, der u.a. für die Einfuhr von Zinn aus Britannien genutzt wurde.
Für das Projekt BEFIM ist die qualitativ hochwertige, vor Ort hergestellte Feinkeramik im Vergleich mit den importierten mediterranen Gefäßen und Transportamphoren für mediterrane Güter wie Öl oder Wein von besonderem Interesse.

Erste Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

Erste Beprobungsserie in Châtillon-sur-Seine

In einer sehr arbeitsintensiven Woche vom 21. bis 26. September 2015 haben sich die WissenschaftlerInnen der Keramik vom Mont Lassois gewidmet. Gemeinsam mit Dr. Federica Sacchetti und Dr. David Bardel, beide Spezialisten auf dem Gebiet der importierten und lokalen Keramik des Mont Lassois, konnten die Bestände des Musée du Pays Châtillonnais eingehend begutachtet werden.

Nahezu 150 Gefäße wurden ausgewählt und beprobt. Hierunter sind einige Scherben attisch schwarzfigurig bemalter Gefäße sowie von Transportamphoren aus dem griechischen und etruskischen Raum, die von besonderem Interesse sind. Von nicht minderer Qualität scheinen auch mehrere feine Schalen und Becher, die lokal am Mont Lassois angefertigt wurden. Einige dieser Stücke konnten ebenfalls beprobt werden.

Die WissenschaftlerInnen waren eifrig damit beschäftigt die Funde zu beschreiben und zu messen, Fotos zur Dokumentation aufzunehmen und auch der Fräser stand kaum still. Das entnommene Probenmaterial wurde in kleine Glasbehälter abgefüllt und zur Analyse an die Universität Tübingen überführt. Dort wird die Arbeit in den nächsten Monaten fortgesetzt und es bleibt weiterhin spannend.

Erste Beprobung im Depot des Landesmuseums Württemberg

Erste Beprobung im Depot des Landesmuseums Württemberg

Bei einem Treffen am 24. August 2015 in den Depoträumen des Landesmuseums am Löwentor in Stuttgart wurde intensiv an der Begutachtung einer Auswahl von einheimischen Keramikfragmenten von der Außensiedlung der Heuneburg gearbeitet. Nach einer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten wurden die bislang etwa 30 ausgewählten Keramikscherben gesichtet und hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für die naturwissenschaftlichen Untersuchungen geprüft.

Zu den Gefäßen gehören vor allem feine Schalen, Pokale und Becher, aber auch grobe Alltagskeramik wie Töpfe, die vereinzelt auch noch anhaftende organische Substanzen aufweisen. Eine erste Probenentnahme erfolgte an einem Bodenfragment eines selten erhaltenen tellerartigen Siebes aus grobem Ton. Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse.

Ortstermin in Hundersingen

Ortstermin in Hundersingen

Am 06. August 2015 haben sich die Projektpartner in Herbertingen-Hundersingen an der Donau getroffen, um den frühkeltischen „Fürstensitz“ Heuneburg zu besichtigen. Zusammen mit dem Mont Lassois ist die Heuneburg mit ihrer reichhaltig erhaltenen Keramik einer der wichtigsten Fundplätze für das Projekt. Bei einem ausführlichen Rundgang konnten wir uns ein eindrucksvolles Bild von der großen Fläche der Besiedlung innerhalb der ehemaligen Befestigungsanlagen sowie der Lage des Burgplateaus oberhalb der Donau machen.

Darüber hinaus konnten auch die aktuellen Grabungen des DFG-Langzeitprojektes zur Heuneburg und ihrem Umland besucht werden. Ganz besonders beeindruckend waren die sensationellen Reste von über 4 Meter hohen Trockenmauern der etwa 9km nordwestlich von der Heuneburg entfernt liegenden Alten Burg bei Langenenslingen, die uns durch den Leiter der Ausgrabungen Dr. Leif Hansen gezeigt wurden.

Den Abschluss des informationsreichen Tages bildete der Besuch des Museums im Ort mit seinen reichen Schätzen an frühkeltischer Keramik und griechischen Importstücken. Hier sind es nicht nur die Fragmente von feinbemalten attisch-schwarzfigurigen Trinkschalen und Weinmischgefäßen, sondern auch die lokal angefertigten weißgrundig rot-grau-bemalten Gefäße sowie die Pokale aus dunkel glänzendem Ton, die für das Projekt von besonderem Interesse sind.

Gemeinsame Reise der Verbundpartner zum Mont Lassois

Gemeinsame Reise der Verbundpartner zum Mont Lassois

Am 20. Juli sind acht der Verbundpartner gemeinsam für mehrere Tage nach Châtillon-sur-Seine (Burgund, Ostfrankreich) gereist, um dort die gemeinsame Zusammenarbeit mit dem Projekt „Vix et son environnement“ an der Université de Bourgogne und dem Musée du Pays Châtillonnais zu besiegeln. Die gemeinsame Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zusammen mit Dr. Bruno Chaume, dem Leiter des Forschungsprojekts, Dr. Félicie Fougère, der Direktorin des Museums, und dem Bürgermeister von Châtillon-sur-Seine fand in feierlichem Rahmen im Museum und unter den Augen lokaler Pressevertreter statt.

Spannend war auch der anschließende Besuch der französischen, schweizerischen und österreichischen Grabungen am Mont Lassois mit ihren Aufsehen erregenden neuen Befunden, die unser Bild von der Besiedlung des frühkeltischen „Fürstensitzes“ in Zukunft deutlich verändern werden. Mit Dr. Federica Sacchetti konnten wir zudem eine herausragende Kennerin mediterraner Transportamphoren als neue Kooperationspartnerin für unser Projekt gewinnen.

Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Vertrag unsere umfangreiche Zusammenarbeit auch schriftlich besiegelt haben und zugleich die nächsten gemeinsamen Schritte der Beprobung festlegen konnten! Die lokale und importierte Keramik vom frühkeltischen „Fürstensitz“ auf dem Mont Lassois ist von entscheidender Bedeutung, wenn man die Funktionen von fremder und einheimischer Keramik in frühkeltischer Zeit verstehen will. Neben der Heuneburg wird der Mont Lassois in Zukunft den zweiten großen Forschungsschwerpunkt von BEFIM bilden.

Projekttreffen in Esslingen

Projekttreffen in Esslingen

Am 9. Juli haben sich die Projektpartner gemeinsam in Esslingen im Landesamt für Denkmalpflege getroffen, um das weitere Vorgehen im Projekt, insbesondere die weitere Beprobungsstrategie zu besprechen. Vor allem aber konnten wir unsere beiden neuen Projektmitarbeiter_innen begrüßen! Dr. Birgit Schorer wird in Zukunft zusammen mit Thomas Hoppe am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart arbeiten. Sie wird die für das Projekt relevanten Funde aus süddeutschen, schweizerischen und französischen Museen bearbeiten. Zudem freuen wir uns über Dr. Maxime Rageot, der am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters zusammen mit Cynthianne Debono Spiteri die Nahrungsrückstandsanalysen an den Gefäßen durchführen wird. Wir heißen beide neuen Mitarbeiter_innen ganz herzlich willkommen!

                  

Dr. Birgit Schorer                           Dr. Maxime Rageot